Reisebericht von P.Kohle und A.Lasanska

DIE WÜSTE KLEBT

Nachdem wir unseren Besuch abgesetzt hatten, ging´s nun endlich los in die Sahara. Die guten eintausend Kilometer auf marokkanischem Gebiet lassen sich am besten vermitteln, indem man zehn leere Seiten läßt. Wie ein viel zu langer Road-Movie ohne jede Handlung in immer etwa gleicher Kulisse. Die gute Teerstraße ist über weite Strecken wie mit dem Lineal gezogen, von Horizont zu Horizont. Es wäre bestimmt möglich, das Lenkrad fest zu zurren, einen Stein aufs Gaspedal zu legen und hinten zu frühstücken. Wir haben es nicht ausprobiert. Kaum ein Auto kommt einem entgegen, und, daß man überholt wird oder selbst überholen muß, passiert vielleicht einmal am Tag. Die Landschaft besteht aus plattem, harten Untergrund mit Steinen ohne Ende, zum Teil mit kleinen, merkwürdigen Büschen bewachsen. Dann taucht mal ein Felsen auf oder eine Felsengruppe, dann ein Salzsee und dann wieder lange Zeit flache Steinwüste soweit das Auge reicht. Über hunderte Kilometer keine Häuser, keine Bäume, kein Nix. Nur selten wandelt sich die Landschaft. Zweimal kommt man an Sanddünen vorbei, wie man sie von Lawrence von Arabien her kennt, hin und wieder gibt die Straße einen Blick auf endlose Sandstrände vor der Steilküste frei, die einfach so daliegen. Vorbei an den Wracks gestrandeter Schiffe, bei deren Anblick man sich fragt, warum gerade an dieser Stelle drei Schiffe strandeten, links und rechts der Straße Kadaver von Eseln und Kamelen, die Gelegenheit geben, die verschiedenen Verwesungs- und Mumifizierungsphasen dieser Lebewesen zu studieren. Man braucht von Goulemine bis Dakhlar zwei volle Tage von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und es ist langweilig. Wenn man sonst im Marokko irgendwo in der Pampa anhält, sind binnen Minuten einige Moros um einen herum, die wie Murmeltiere aus ihren Bauten rätselhaft von irgendwo auftauchen. Das hört hier auf. Man kann stoppen, wo man will, in Ruhe seinen Bedürfnissen nachkommen und Nichts und Niemand stört einen. Vor den drei Städten, die man passiert um subventionierten Diesel zu tanken und kleine Einkäufe zu tätigen, sorgen zahlreiche Polizeikontrollen für Unterhaltung. Immer freundlich und nie im Streß werden die Daten aus den Pässen abgeschrieben, Beruf, Vornamen der Eltern, warum, wohin und wieso keine Kinder, Kugelschreiber gegen Äpfel tauschen und weiter. Bisweilen stehen zwei Kontrollen in Sichtweite zueinander, erst die Grauen, dann die Blauen, und bei jeder die gleiche Prozedur.

Was soll’s, es gibt keine Eile...